Ich hab mal wieder das beste Los gezogen. Schon wieder muss ich die Kampflinie überwachen, obwohl ich vorgestern schon hier gelegen bin und eine zähe Nacht im Gestrüpp aushalten musste. Hilft nichts, meine Beschwerden haben nichts gebracht, also wird mein Jammern es noch weniger bringen.
Zum Glück hat dieses Gewehr wenigstens diese Ständer, dann muss ich es wenigstens nicht hochhalten.
Auf der anderen Seite tut sich nichts. Die sind doch eh am saufen oder wahrscheinlich schon betrunken. Die letzten paar Tage haben auch an ihren Kräften gezerrt, diese Ratten. "Türken, guten Morgen, habt ihr gut geschlafen?" - der Morgengruss und dann geht die Post ab. Mörsersummen, Granateinschläge und das Rattern der Gewehre. Dolby-Sorround in seiner markantesten Art und Weise. Sie machen schlussendlich ja auch nur ihren Job und kämpfen für ihre "Sache", wie sie es nennen.
Auf der anderen Seite immer noch nichts. Dort liegt wahrscheinlich auch einer, wie ich hier, hat die Arschkarte gezogen und überwacht, wie ich, die Kampflinie. Diese Kampflinie besteht aus eine paar Bäumen auf einer Erhöhung mit einer alten Steinmauer. Ich auf dem Hügel hier nördlich, er auf der anderen Seite südlich, wenn dort überhaupt einer ist.
Es ist ruhig. Aus der Ferne kann ich die Una plätschern hören. Unser Fluss. Alle die von hier kommen, lieben diesen Fluss mit seiner mitreissenden Strömung und der Eiseskälte, selbst im Hochsommer.
Wenn ich durchs Visier schaue, kann ich alles dort drüben erkennen, aber da tut sich nichts. Wenn ich jetzt einen Schuss ins Nichts abfeuere, dann kommen die Jungs meiner Einheit. Mich zu unterstützen, dann wär ich nicht mehr allein. Ich kann ja sagen, habe einen gesehen, geschossen aber eben nicht getroffen. Dann gibts einen kurzen Selbstgebrannten und ein bisschen Unterhaltung für mich. Nichts da, wird ja eh nichts passieren. In zwei drei Stunden kommt meine Ablösung, dann kann ich mich auch hinlegen, ist ja auch was, auf was man sich freuen kann.
Die kleine Schwarzhaarige aus der Sanität. Ich denk an Sie - dann geht es mir wieder besser. Die Schnapp ich mir. Ich könnte gut ein bisschen Sex vertragen. Ist schon vier Monate her, seit dem letzten Mal. Die hat sicher genügend Anfrager, aber ich liebe ja Herausforderungen. Sie mit ihren prallen riesen Brüsten in ihren weissen Arbeitskleid. Die Knöpfe werden diesen Druck auf Brusthöhe nicht ewigs aushalten. Gott, jetzt bin ich wieder scharf. Lieber scharf als tot!. Auch im Krieg sollte man an den schönen Sachen im Leben festhalten. Im Krieg kommt der Tod nur weit aus schneller als sonst, sehr viel schneller und er ist überall.
Was ist das für ein Rascheln auf der anderen Seite? Ich sehe nichts. Vielleicht ist es ja nur ein Wildtier?
Nein, dass ist eine Uniform. Ja ganz klar ihrer, ich erkenn die Farben auf dem Wappen. Rot, Blau, Weiss. Er scheint betrunken zu sein, schwenkt kräftig hin und her. Jetzt ist er auf die Fresse geflogen. Ja eindeutig, der ist hacke. Zuviel Schnaps mein Freund, dass wird ihm nun teuer zu stehen kommen! Er steht wieder auf. Jetzt lauft er zum grossen Baum rüber.
Der muss Kacken, Hose runter, und in gebeugter Stellung.
Da kommt was grosses raus, so wie der sein Gesicht verzieht.
Da kommt was grosses raus, so wie der sein Gesicht verzieht.
Soll ich vor oder nachdem er fertig ist schiessen? Geb ich ihm die Erleichterung? Hat er sie verdient? Gehört er auch zu den Bastarden, die es geniessen, wenn die Kugeln auf uns einhämmern?
Ich geb ihm den Schiess, aber danach kommt er dran. Er tut mir jetzt schon leid. Am falschen Ort, zur falschen Zeit. Einfach nur Pech, sein Pech.
"Peng!" -Volltreffer. Das hat er verdient. Das Ding ist genau zwischen seinen Beinen durch. Scheisse, springt der herum. Da verteilt sich die Kacke aber überall herum; diese Sauerei, igitt!. Er zieht die Hose rauf. Läuft einen Meter und fällt hin. Richtet sich auf und fällt nochmals. Der ist mehr als nur voll. Den Moment geniesse ich in vollen Zügen. Ein bisschen bosnischen Humor gibt es in diesem Krieg halt doch noch.
"Scheiss dich ruhig aus, ich tu dir nichts Ćetnik. War nur ein bisschen Spass. Bin nicht so ein Unmensch, darfst in Ruhe scheissen!"
Ich sehe ihn nicht mehr. Der hat sich verzogen und Wort wörtlich in die Hose geschissen!
Nur weil Krieg ist muss ich nicht auf Spass verzichten, schon gar nicht ein schlechter Mensch sein und einen unbewaffneten Betrunkenen erschiessen. Das tut man nicht, zumindest ich nicht.
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